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Läden verschlossen. Hans hielt seinen Stock daran, da sprangen sie alle auf und Beide stiegen hinein. Hans nahm eine gute Hand voll Geld, der Leinweber stopfte sich aber beide Taschen voll; dann gingen sie ruhig wieder nach Hause. Als der König Morgens in die Schatzkammer kam und den Diebstahl bemerkte aber alle Fenster und Thüren geschlossen sah, ließ er die zwölf Spitzbuben zu sich kommen und fragte sie, wie der Dieb wohl in die Kammer gelangt sein könne? Die untersuchten die Fenster und sahen gleich, wo der Fehler war. „Hans Kühstock ist hier gewesen“ sprachen sie, „und durch dieß Fenster gestiegen.“ Der König versprach ihnen die Freiheit, wenn sie ihn fingen; da legten sie Fallen und Schlingen an das Fenster und versicherten den König, morgen würde Hans Kühstock in seinen Händen sein.

Als es gegen Abend ging, sprach der Leinweber: „Das eine Mal war nicht der Mühe werth, komm laß uns mehr holen.“ Da gingen sie zu dem Thurm, Hans Kühstock hielt seinen Stock an das Fenster und es sprang auf. „Laß mich zuerst hinein,“ sprach er zu dem Leinweber, „es möchte drin nicht richtig sein und du verstehst dich noch schlecht aufs Handwerk.“ „Weg da, ich will dir beweisen, daß ich Muth habe,“ sagte der Leinweber und ging in die Falle. „Da siehst du wer Recht hatte,“ sprach Hans Kühstock. „Aber wart ich helfe uns Beiden, drehe nur den Kopf einmal herum.“ Der Leinweber that's und ritsch schnitt der Räuber ihm den Kopf ab, nahm sich die Taschen voll Geld und ging mit dem Kopfe seiner Wege zu des Leinwebers Haus zurück. Am Morgen kam der König in die Schatzkammer, da lag der blutige

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_401.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)