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ging in seinem Pfarrersrock zum König, warf sich ihm zu Füßen und sprach: „Herr König, ach schenket mir und meinen Mitbrüdern das Leben! Wir haben es nicht verdient, aber wir hoffen, ihr werdet uns gnädig sein.“ Der König war sehr erstaunt und sprach: „Herr Pfarrer, ich schenke es euch gern, weiß aber nicht, was ihr verbrochen haben könnt.“ Da stand der Soldat auf und erzählte Alles. Der König lachte zwar über den neuen Streich des Räubers, aber innerlich ärgerte er sich doch, ließ die zwölf Spitzbuben kommen und drohte ihnen, sie würden sofort Alle an den Galgen gehängt, wenn sie ihm nicht ein sicheres Mittel sagten, den Hans Kühstock zu fangen. Da riethen sie, der König solle die ganze Gegend umzingeln und alle Häuser durchsuchen lassen, wenn man ihn dann nicht finde, dann müßten sie sich in ihr Schicksal ergeben. Der König ließ alsbald seine Befehle ergehn und alle Leute wurden den zwölf Spitzbuben vorgeführt und alle Häuser durchsucht. Aber Hans Kühstock fand sich nicht, der war längst über alle Berge, um anderswo seine Kunst zu betreiben; wo er aber sein Nest gehabt hatte, das erfuhr der König, als man des Leinwebers Haus durchsuchte. Am folgenden Tage mußten die zwölf Spitzbuben baumeln.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_403.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)