Seite:De Deutsche Hausmärchen 406.jpg

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kommt der Schulmeister und will läuten. Wie er aber an der Kirchenthür die Zwei sieht, so wird's ihm angst, denn er glaubt, es wären Geister von den Todten und läuft ans Pfarrhaus und klopft, was er klopfen kann. Endlich erwacht die Köchin und macht ihm die Thür auf. Er weckt nun den Pfarrer und sagt in einer Hast: „Herr Pfarrer, Sie müssen mit mir! Vor der Kirchenthür sind zwei Geister, die lassen mich nicht in den Thurm, daß ich zu vier Uhr läuten kann. Sie müssen mit und müssen die Geister vertreiben.“ Der Pfarrer aber, der das Podagra hatte und nicht fort konnte, gab zur Antwort: „Wie kannst du mir nur zumuthen, daß ich mit dir gehn soll! Ich bin ein armer gebrechlicher Mann und kann nicht fort. Du mußt sehn, wie du's allein fertig bringst, ich kann dir nicht helfen.“ Doch der Schulmeister, der nach der alten Observanz zu Morgen läuten wollte, setzte dem lahmen Mann hart zu und sagte: „Nein, Sie müssen mit, Herr Pfarrer! Sie müssen mit! Wenn Sie nicht gehn können, so hängen Sie sich auf meinen Rücken, dann will ich Sie auf den Kirchhof hockeln.“ Da nun der Schulmeister nicht von der Stelle ging und dem Pfarrer immer mehr zusetzte, so stieg der endlich auf, that sich an, und hing sich dem Schulmeister auf den Rücken. So ging's dann bis auf den Kirchhof. Die Zwei, die an der Kirchenthür saßen und noch weiße Rüben schälten und die Schalen hüben und drüben hinaus warfen, sahen in der Dunkelheit, daß da einer mit einer Last auf dem Rücken kam und glaubten nicht anders, als das wäre der Christoph mit dem Hammel. Da rief gleich der eine: „Hast ihn?“ und der

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_406.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)