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In der dritten Nacht war es dem Jungen doch nicht so ganz einerlei und es kam ihm beinahe vor, als wenn er doch vielleicht etwas von dem Fürchten lernen könnte. „Ich will mich in des Herrn Pfarrers Stuhl setzen“ sprach er, „dadrinnen bin ich sicher, wenn mich das Weibsbild auf der Orgel sucht.“ Gesagt, gethan; er schlief auch bald wieder ein, aber da that es auf einmal einen Schlag, daß alle Fenster zitterten und ein gelber Schein fuhr von oben herunter. „Man meint, der Teufel wolle selber kommen und Kirche halten“ dachte der Peter und so war es auch ungefähr, denn der Teufel fuhr herab in leibhaftiger Gestalt und setzte sich dicht neben den Peter, in den Stuhl bei dem Pfarrsitz. Der Junge war so still wie eine Maus, der Böse aber langte in seinen Rocksack, brachte einen Pack Papier heraus und fing an, darin herumzublättern. Das waren lauter Handschriften von vornehmen und geringen Leuten, die sich dem Teufel sündhaft verschrieben hatten. Wie er nun so damit handthierte und sie nachzählte, ließ er aus Versehen ein paar davon auf den Boden fallen. Das merkte sich der Peter; eh es der Schwarze gewahr wurde, hatte er sie aufgerafft und eingesteckt und der Böse fuhr wieder hinaus, ohne ihn gesehn zu haben. Als aber am Morgen der Schulmeister kam, erzählte er ihm alles: die Papiere da hätte er sich aufgelesen, und des Herrn Schulmeisters Name stehe ja auch darauf.

Da riß ihm der Lehrer in großem Zorne die Handschrift weg und sprach zu dem alten Bauern: er wolle ihm das Lehrgeld für seinen ungerathenen Sohn wiedergeben, für den Jungen wisse er ihm aber keinen andern Rath mehr, als daß er ihn fortschickte

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_412.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)