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allen Gegenden Deutschlands, wo unsere Hessen gewesen waren, und aus denen einst Soldaten vereint mit ihnen gekämpft hatten.

Diese unsere Art hatte für die Sache selbst einen doppelten Nutzen. Unsere Sammlungen wuchsen nicht nur dadurch, auch in den Soldaten selbst wurde die Freude an den Traditionen lebendiger, als sie sich überzeugten, daß Leute der Stände, von denen sie sonst nur Spott über ihre schönen Erzählungen zu hören gewohnt waren, sie gerne hörten und „sogar aufschrieben.“ Anfangs scheu, drängten sie sich bald zutraulich zu uns heran und um uns herum, die Sänger und Erzähler meldeten sich von selbst, Wilhelms Stube und Nachbarschaft widerhallte von ihren Liedern, während in der meinigen der goldne Faden der Erzählungen sich reich und immer reicher abspann.

Die Revolution und die Feldzüge der letzten Jahre brachten einen Stillstand in diesen heitern Betrieb. Ich verließ Darmstadt und zog aufs Land, in die Bergstraße. Da fand ich nun keine Spinnstuben, in denen die Traditionen noch frisch blühten, wie im Odenwalde, vielweniger kernhafte Gemüther, welche ihrer zu Hause pflegten; die Bauern meiner Gegend lieben mehr schlechte Zoten und den Schnaps im Wirthshaus. Wenige ältere

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_A07.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)