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Stockt oft der Faden, dann erzähle ich selbst und es bedarf höchstens einer oder zweier Sagen, oder eines Märchens, so spinnt er sich wieder weiter. Wiederholt sich dieß Stocken, dann bleibt Bletz weg und ich sehe ihn Monate lang nicht, bis er plötzlich wieder auftaucht und mir frische Sträußer bringt. Im Sommer ist Korbflicken seine Arbeit, im Winter aber thut er wenig oder gar nichts; dann zieht er als fahrender Erzähler in den Spinnstuben herum und ist überall froh begrüßt; gegen den geringen Lohn von 48 Kreuzern erzählt er einen ganzen Abend, die kleine Summe wird von den Burschen und Mädchen zusammen gelegt. Von ihm und den beiden andern vorhin Genannten ist fast ein Drittel der Sammlung nebst zahlreichen Varianten schon bekannterer Märchen. Alle drei sind lebendige Zeugnisse für das, was Wilhelm Grimm in der Vorrede zu den Kinder- und Hausmärchen sagt: „Die noch Märchen wissen, wissen gemeinlich auch recht viel, weil die Menschen ihnen absterben, sie nicht den Menschen.“

Noch eines andern Wortes des herrlichen Mannes möchte ich hier gedenken. Er will die von ihm und seinem Bruder Jacob Grimm gesammelten Märchen als Erziehungsbuch betrachtet wissen und sagt: „Wir suchen für ein solches nicht jene Reinheit, die durch ein ängstliches Ausscheiden dessen, was

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_A09.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)