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sein glaubte, habe ich Ihrer Entscheidung vorgegriffen und den Grafen Chevreuse auch in Ihrem Namen eingeladen. Es wäre ein nicht wieder gut zu machender faux-pas, einem Protégé der Königin, der sich noch dazu in ihrem Dienste in Straßburg aufhält, unser Haus zu verschließen. Ihre Gründe kenne ich nicht, habe auch nicht die Absicht, mich in ihr Vertrauen einzudrängen; ich weiß nur das Eine, daß sie unmöglich gewichtig genug sein können, um uns zu einer Brüskierung des Grafen zu zwingen.

Ich habe im Interesse Frankreichs den lebhaften Wunsch, zu dem Gelingen seiner Mission beizutragen. Es handelt sich, – das sei Ihnen im tiefsten Vertrauen mitgeteilt –, um die Anbahnung einer Versöhnung der Königin mit dem Prinzen Rohan. Die Kaiserin von Österreich hat ihre Tochter sehr zu seinen Ungunsten beeinflußt, indem sie ihr einerseits mitteilte, in welcher Weise er sich erlaubte, kurz nach seiner Abberufung aus Wien, über sie zu sprechen, und ihr andererseits darstellte, welch ein Leben er als Gesandter und Priester zu führen sich gestattete. Beides sind zweifellos grobe Unvorsichtigkeiten, aber nicht ausreichend, um einen Mann von so erprobter Gesinnung und so einflußreichen Familienverbindungen kalt zu stellen.

Graf Chevreuse erhielt vom König direkt den geheimen Auftrag, die Angelegenheit zu untersuchen und, wenn irgend möglich, beizulegen.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)