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er die Kraft seiner Jugend dem Auslande gewidmet, so will er wenigstens das Streben seiner spätern Jahre dem Vaterlande, zunächst dem Thale weihen, in dem er das Licht der Welt erblickt. Er wirkt da ungestört von aller Nebenbuhlerschaft für die ästhetische Erziehung der Lechthaler, und sein Haus selbst scheint ein Museum, eine kleine Akademie lechthalischer Künste und Wissenschaften. Herr Falger hat viele architektonische Bilder und mehrere Karten gestochen, welch letztere zwar nicht ganz angenehm ins Auge fallen, aber sich durch Genauigkeit auszeichnen. Darunter findet sich auch ein Blatt, welches das Landgericht Ehrenberg, zu dem das Lechthal gehört, in größerem Maßstabe darstellt. Als Zeichner hat er vieles aus seiner Nachbarschaft aufgenommen, und wenn eine der umliegenden Kirchen ein Gemälde braucht, so ist es Herr Anton Falger der es umsonst verfertigt. Eine Lieblingsaufgabe scheinen ihm Todtentänze für Kirchhöfe zu seyn, wenigstens habe ich deren auf der Pilgerschaft mehrere von seiner Hand gesehen. Sein theures München, in dem er so schöne unvergeßliche Tage erlebt, wird dabei gerne im Hintergrunde aufgemalt, als eine Stadt, von welcher es schwer zu scheiden, sey’s nun lebend oder todt. So habe ich zu Elmen auf dem Kirchhofe eine hübsche Bürgerstochter mit der Riegelhaube und dem silbernen Schnürmieder erblickt, welcher der tänzelnde Tod auf seiner Geige ein schauerliches Lied vorspielt, während sie ihn bittet:

Laß mich noch leben in der Stadt,
Wo man so viel Vergnügen hat.

Die Stadt aber, wo man so viel Vergnügen hat, ist gar keine andre als München an der Isar, wie es die beiden dicken Frauenthürme und die Theatiner und der Petersthum unwidersprechlich darthun.

Außerdem verwaltet Herr Falger auch die Historie seines Thales. Er hat bis jetzt in vier Heften alles zusammen getragen, was er darüber aus mündlichen und schriftlichen Quellen erheben konnte. Auf diese Sammlungen setzte er seinen Namen und schrieb mit bescheidenem Humor dazu: Früher Graveur, jetzt Bauer zu Elbigenalp. Nach seinem Tode sollen diese

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)