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und Trier. So that uns auch der Wirth zu wissen, daß die Wiesen von St. Martin abwärts bis zum Ziegelstadel auf Parsenn, die Fläche daneben Quadra, die Aecker westlich vom Ziegelstadel Capetsch, andere Aecker jenseits von Capetsch Cadin, von da gegen Abend die Wiesen Parveusla, Prauentin und Taleus, das Ackerfeld in der Ebene daneben Gravis heiße, u. s. w. Er behauptete, er sey vollkommen an diese Namen gewöhnt und wunderte sich höchlich, daß wir sie auffallend fanden und zuletzt gar in unsere Brieftaschen schrieben.

Eben deßwegen weil hier die Landessprache ehemals ein Romansch war, hieß die Gegend bei den benachbarten Deutschen das Wallgau – ein Name, der ihr auch später blieb, als jene Sprache verklungen, der aber jetzt allmählich außer Uebung kommt. Im bayerischen Gebirge am Walchensee findet sich auch ein Ort des Namens Wallgau, und ist diese Benennung dort aus dem gleichen Grunde entstanden, obgleich die walsche Sprache daselbst schon vor viel längerer Zeit untergegangen als hier. Im vorarlbergischen Wallgau erstarb sie nämlich erst im sechzehnten Jahrhundert, denn Guler von Wineck, der Landammann zu Davos, sagt noch in seiner Rhätia, welche 1616 erschien: „Ich hab noch alte Leuthe im Walgöuw gekannt, die grob Rhätisch reden kunten, Sonsten ist anjetzo allein die Deutsche sprach bei ihnen breuchlich." Die jetzt gebrochene Burg Ramschwag bei Nenzing hieß ehemals wälschen Ramschwag, zum Unterschied von dem andern Schlosse dieses Namens, welches in der Schweiz liegt. Vordem nannte man auch die Gegend um Feldkirch „das vordere Wallgau", und im Jahre 1363 heißt es von einer alten jetzt verfallenen Veste bei Gözis im Rheinthale, von Neuenburg nämlich, welches die Herzoge von Oesterreich dazumal als erstes Besitzthum vor dem Arlberg erwarben, nicht anders als: Newenburg, gelegen im Rinthal ze Churwalhen.

Es soll übrigens in diesen wallgauischen Lagen von Blu- menegg abwärts über Feldkirch gegen Hohenems vor Zeiten sehr guter Wein gewachsen seyn. Man hegte vorzüglich Trauben mit kleinen, weitstehenden, rothen Beeren und die Weingärten gehörten zumeist nur edlen Familien oder reichen Bürgern,

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)