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und gab sie in die Gewalt des Königs von Boßla, der auch kürzlich zu dem Glauben war gebracht worden.

Da kam aber die Pestilenz unter das Volk und der König der ein Wittwer war, floh mit seinen Kindern auf ein Schloß, das hieß Ampernesto. Nun hatte er eine Tochter, die war das älteste Kind und hieß Elisa, und zween Söhne, mit Namen Antonius und Franciscus. Der König zog bald wieder von dem Schlosse, hieß aber die Kinder dableiben, und als nun die Kinder dablieben, so fingen sie vor Kurzweil an zu laufen in einem Garten. Da sprach Elisa zu Arbogast: wir wollen dich wälsch lehren und lehre du uns deutsch. Er antwortete: Gnädige Frau, gern! Könnte ich nur etwas anfangen, das euern Gnaden gefällig wäre und möchte nur so viel verdienen, daß mir eure Gnade etwas hieße! Da sprach die Königin: ein jung Mann soll allweg gedenken in die Höhe; denn denkt er unter die Bank, so kommt er nimmermehr darauf. – Da sprach Argobast: wer hoch klimmt, der fällt hart und wer über sich hauet, dem fallen die Späne in die Augen. – Da sprach Elisa: gelehrten Leuten ist gut predigen und ich meine, du seyst mit ihnen gen Schul gegangen. – Da sprach Argobast: ich bin unweise und ein ganzer Thor. Gott gebe mir Barmherzigkeit und Gnade, daß ich ein Mensch überkomme, das sich über mich erbarme und sich meiner unterwinde und mich seinen Willen lehre und mich zu gebührlichen Dingen ziehe. Hierum, gnädige Frau, seyd mir gnädig und heißet mich etwas thun oder lassen zu euerm Gefallen. – Da sprach sie: du bist ein Kind und nicht Alles steht dir wohl an. – Da kam der Kammermeister und sagte, er solle an seinen Dienst gehen. Da ging er und bereitete den Tisch und ging dann zu seinem Vetter, dem Herrn Oswald von Hatstatt, und sagte ihm alle die Reden, die gethan waren. Da sandte der von Hatstatt nach einem Schneider und ließ sich und allen den seinen und auch seinem Vetter Arbogast grüne Kleider machen, übernäht mit Rauten. Als nun die Kleider gemacht waren, legten sie die an und Arbogast ging mit der Königin zur Kirchen. Da sprach sie: von wannen kömmt dir das neue Kleid? Er antwortete: mein Vetter hat es mir gegeben. – Da sprach sie: hätte ich einen Schüler, ich hieß ihn an den

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)