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den bayerischen Vettern zum Trotze schnell in seinem und seiner Brüder Namen die Huldigung des Landes ein. Seit dieser Zeit ist es bei Oesterreich geblieben bis zum Frieden zu Preßburg. Margaretha, die Gräfin von Tirol, starb im Wittwenstande zu Wien.

Unter den österreichischen Herzogen, die im Jahre 1379 die Grafschaft Tirol mit den schwäbischen Vorlanden als gesondertes Theilungsland überkamen, ist vor allen Herzog Friedrich hervorzuheben, spottweise von der leeren Tasche zubenannt, obgleich er ein guter Haushälter war und als der reichste Fürst seiner Zeit aus dieser Welt ging. An seine Person hat sich, wie an die Heroen des Alterthums, viel Mythisches gelegt und er blieb lange Zeit hindurch der Lieblingsheld der tirolischen Bauern. Herzog Friedrich demüthigte den stolzen Adel, brach seine Burgen, schlug insbesondere den übermüthigen Rottenburger nieder, den hochmächtigen Landeshofmeister mit seinen neun und neunzig Schlössern, und hielt es weislich mit den Bürgern und mit den Landleuten; der freie, der Leibeigenschaft lose Stand der Tiroler Bauern, die Vollendung der ständischen Verfassung Tirols wird zunächst ihm zugeschrieben. Aufs wenigste hat er viel dafür gethan, wie denn auch manches schöne Privilegium und manche gute Freiheit die er gab, seinen Namen bei dem Volke beliebt gemacht hat. Als er auf dem Concil zu Constanz in Reichsacht und Bann verfallen war, verdankte er es der Treue seiner Bauern, daß er wieder zu seinen Ländern kam. Dieser Fürst war es auch, der das Hoflager der Herzoge vom Schloß Tirol und der Stadt Meran bleibend nach Innsbruck verlegte, wo er „das goldene Dachl“ erbaut hat.

Auf Friedrich mit der leeren Tasche, der nach drei und dreißigjähriger Herrschaft 1439 gestorben war, folgte sein Sohn, Herzog Sigmund, der Münzreiche, welcher nie bei Geld war, während der mit der leeren Tasche dasselbe in der spätern Zeit immer vollauf gehabt. Die tirolischen Berge erschlossen damals ihren Segen und gaben unermeßliche Schätze heraus, der Durchfuhrhandel von Venedig nach Deutschland bereicherte viele Tausende. Der tirolische Wohlstand wuchs in unerhörtem

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)