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Maße. Der Herzog aber, ein schlechter Rechner, verschwenderisch und üppig, fast immer übel berathen, und in viele böse Händel verwickelt, war stets in Nöthen und in verdrießlichem Hader mit seinen aufrichtigen Ständen, von denen er die härtesten Dinge zu hören bekam. Des eigenen Unwesens müde und mit ehelichen Nachkommen nicht gesegnet, übergab er seine Länder im Jahre 1496 auf dem Landtage zu Meran dem römischen König Maximilian. So wurde die Grafschaft Tirol wieder mit den andern Besitzthümern des österreichischen Hauses vereinigt.

Kaiser Max, der Gemsenjäger, freute sich dieser neuen gebirgigen Erwerbung fast mehr als dessen was er schon hatte, und brachte viele Zeit seines Lebens zu Innsbruck und auf der nahegelegenen Weierburg zu. Auch hat er das Land seinen Erben mit vielem neuen Anwuchse hinterlassen. Als Leonhard, der letzte Graf von Görz 1500 gestorben war, fiel das Pusterthal an Tirol; im Jahre 1504 sprach sich der Kaiser zu Köln die bayerischen Gerichte Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel zu, angeblich für die Kriegsschäden, die er im Landshuter Erbfolgekrieg gehabt. Später nahm er den Venedigern Ampezzo ab, wie auch die Prätur Roveredo, die Städte Arco und Riva und die vier Vicariate Ala, Avio, Mori und Brentonico. Er war der erste, der sich gefürsteter Graf von Tirol nannte, und ging sogar damit um, das Land zu einem Kurfürstenthum zu erheben. Er richtete auch zuerst die tirolischen Landesstellen, Regiment und Kammer ein, und erließ 1511 das erste Landlibell, die Zuzugs- und Wehrordnung, die den tirolischen Landsturm einrichtete, und allen spätern Erlassen dieses Betreffes zu Grunde liegt.

Als Kaiser Karl V und Kaiser Ferdinand I gestorben waren, übernahm des letztern zweiter Sohn Erzherzog Ferdinand, der Gemahl der schönen Augsburgerin Philippine Welser, die Regierung der gefürsteten Grafschaft. Er war der Mediceer Tirols, ein hochgebildeter, prachtliebender, milder, vielgefeierter Fürst, der Gründer der berühmten Ambraser Sammlung, übrigens beständig in große Geldnöthen versunken, deßwegen auch immer in Unterhandlungen und Verträgen

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_204.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)