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Güter zu Mais. Dazu kamen dann etliche Familien aus Wälschtirol und Italien, wie die Herren von Ruffin, von Priami, von Rolandin und so fort. Von älteren einheimischen Geschlechtern waren wenige mehr übrig, etwa die Brandis auf dem Schloß Brandis bei Lana, die Fuchsen auf Löwenberg. Dagegen waren zwei neue Namen zu Ehren und Ansehen gekommen, nämlich Rosenberg und Knillenberg. Eckart von Rosenberg, ein natürlicher Sohn des Deutschmeisters Maximilian von Oesterreich, saß zu Winkel, einem trefflichen Ansitze nahe bei der Stadt. Sein und seiner Ehefrau Bildniß hängt dort und in der Jörgenkirche zu Mais, in letzterer auch das Fähnlein, welches er im Türkenkrieg getragen; auf dem Altare ein Bild der heiligen drei Könige mit Porträtköpfen, welche ein sehr zweideutiges Verhältniß verewigen, da der kniende Heiligedreikönig den Erzherzog, Maria Maxens Freundin, des Herrn von Rosenberg ehelich Gemahl, das Jesuskind den lieben Eckart vorstellt. Der heilige Joseph ist natürlich der Herr von Rosenberg. – Die Knillenberge stammten aus Mittenwald im bayerischen Gebirge und kamen zur Zeit Kaiser Max I durch den Kriegsdienst in die Höhe. Sie kauften später das Gut, dem sie ihren Namen beilegten. Die letzte Knillenbergin lebt noch jetzt darin. Das Schloß Labers, das in jener Zeit auch sehr schön gewesen seyn mag, ist jetzt schon lange wieder im Verfalle. In den letzten Jahren hat es der geheime Rath v. Klenze in München erworben.

So können wir uns vorstellen, daß zur Zeit des Reifrockes und etwas früher noch diese Gehöfte mit anspruchsvollen Adelsgeschlechtern reich besetzt waren. Die alte Herrlichkeit erglänzte wieder im Jahrhundert des Rococo. Daß der Meraner Adel in diesen Zeitläuften eben so liederlich gewesen als der im übrigen Europa, scheint nicht anzunehmen; nach mehrfachen Andeutungen möchte man eher auf Gottesfurcht und frommen Lebenswandel schließen. Im übrigen theilte er seinen Geschmack und davon sind die Spuren noch meistentheils unverwischt. Als Muster kann vielleicht Knillenberg gelten, wo in einem der Gemächer mythologische Darstellungen erhalten sind, Adonis als grüner Jäger mit engen,

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)