– – – Die gute alte Zeit ging für Tirol etwa mit dem
vorigen Jahrhundert zu Ende. Was vor diesem liegt, ist jetzt
zum Ideal geworden, und es fehlt auch gewiß nicht an Zügen
die sich zur Ausmalung desselben verwenden lassen. Mögen
sie auch etwas anachronistisch benützt werden, die verschmelzende
Hand der Zeit hat sie einmal eng an einander gerückt und
der ungelehrte Bürger und Bauer denkt nicht mehr daran zu
sondern.
Vor allem schmückt dieß Ehemals die Erinnerung, daß eigene Fürsten habsburgischen Geschlechtes im Lande saßen, deren Hoflager unter den Erzherzogen Ferdinand, Maximilian und Leopold zu den glänzendsten in Deutschland gehörte, deren Kunstsinn und Prachtliebe die Heimath mit manchem köstlichen Kleinod beschenkte, das noch lange hernach die Grafschaft zierte. Man weiß, daß einmal die Bergwerke einen wahrhaft fabelhaften Segen geboten, Tirol in diesem Belang zum wichtigsten Lande Europa’s gemacht, den Landesherren wenigstens zu vielsagenden Namen verholfen,[1] bürgerliche Berggewerkleute zu adeligen Ehren und fürstlichen Reichthümern gebracht, und großes Vermögen unter Stadt- und Landvolk verbreitet haben. Dazumal setzten auch noch die Imster ihre Canarienvögel in Ducaten um, die Stubeier machten Gold aus ihrem Eisen die Grödner bereicherten sich mit den Reichthümern Spaniens die Tesineser versorgten zu ihrem größten Vortheile den
- ↑ Sigmund der Münzreiche.
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_615.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)