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als man zu leisten im Stande ist? Nachdem nun diese Uebung einige Zeit gedauert, sprach einer der Väter: Satis, und es begann etwas anderes, nämlich die Recitation aus drei Lebensgeschichten des Cornelius Nepos. „Nun, sagte der leitende Lehrer zu einem Schüler, geben Sie dem und dem ein Capitel auf.“ „„Also das dritte aus Epaminondas.““ Der Genannte begann mit größter Geläufigkeit das aufgegebene Capitel herabzusagen. „Schnell ein anderes.“ „„Viertes aus Datames.““ – – – „Schnell ein anders. – Schnell ein andres.“ – Schnell ein andres.“ – Es versteht sich von selbst, daß dieser zweite Theil des Schauspiels als eine glänzende Probe des Eifers gelten sollte, mit welcher die Uebung des Gedächtnisses betrieben wird. Vielleicht geben sie auch Preise für das beste Gedächtniß, wie solche in der guten alten Zeit zu Trient an jene vertheilt wurden, welche ein ganzes Buch vor und rückwärts aufsagen konnten. Den Werth dieser Leistung zu schätzen, wollen wir den Pädagogen überlassen. Den Schluß jener Concertation bildete der Vortrag einiger deutscher Gedichte. Für die Innsbrucker scheint gleichwohl die ganze Gymnastik dieser Concertationen nichts Bestechendes gehabt zu haben. Sie beklagen es noch immer, ihre Kinder beim Mangel einer andern Anstalt den Jesuiten übergeben zu müssen. Mehrere Väter lassen ihre Söhne privatim studiren und dann im benachbarten Hall die Prüfung bestehen. Um so unlieber wird es vermerkt, daß die Gesellschaft alles aufbietet, um auch dort die Leitung des Gymnasiums zu erhalten. Solche Uebernahmen schon bestehender Schulen sind allerdings viel ausgiebiger, als die Gründung neuer; denn bis zum April dieses Jahres hatte sich zur Aufnahme im Convictsgebäude – im Knabenzwinger, wie die Innsbrucker sagen – ein Einziger gemeldet, und es schien sehr zweifelhaft, ob jene ersehnten Zehn zusammenkommen werden, mit welchen man im heurigen October die Anstalt wenigstens einmal eröffnen will. Die Glieder des Ordens haben sich indessen weidlich vermehrt. Statt der fünf Väter, die im Jahre 1838 schlechtgenährt, demüthig, anspruchslos zu Innsbruck einzogen,

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 642. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_650.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)