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Jahren mehr in Übung und sind viele Schriften darüber erschienen; die Ergebnisse sind in einem entsprechenden Grade immer rascher und erheblicher geworden. Es ist aber nicht entfernt wahr, dass dieses Prinzip eine neue Entdeckung seye. Ich kann mehre Beweise anführen, aus welchen sich die volle Anerkennung seiner Wichtigkeit schon in sehr alten Schriften ergibt. Selbst in den rohen und barbarischen Zeiten der Englischen Geschichte sind ausgesuchte Zucht-Thiere oft eingeführt und ist ihre Ausfuhr gesetzlich verboten worden; auch war die Zerstörung der Pferde unter einer gewissen Grösse angeordnet, was sich mit dem oben erwähnten Ausjäten der Pflanzen vergleichen lässt. Das Prinzip der Züchtung finde ich auch in einer alten Chinesischen Encyklopädie bestimmt angegeben. Bestimmte Regeln darüber sind bei einigen Römischen Klassikern niedergelegt. Aus einigen Stellen in der Genesis erhellt, dass man schon in jener frühen Zeit der Farbe der Hausthiere seine Aufmerksamkeit zugewendet hat. Wilde kreutzen noch jetzt zuweilen ihre Hunde mit wilden Hunde-Arten, um die Rasse zu verbessern, wie es nach Plinius’ Zeugniss auch vormals geschehen ist. Die Wilden in Süd-Afrika spannen ihre Zug-Ochsen nach der Farbe zusammen, wie einige Esquimaux ihre Zug-Hunde. Livingstone berichtet, wie hoch gute Hausthier-Rassen von den Negern im innern Afrika, welche nie mit Europäern in Berührung gewesen, geschätzt werden. Einige der angeführten Thatsachen sind zwar keine Belege für wirkliche Züchtung; aber sie zeigen, dass die Zucht der Hausthiere schon in ältern Zeiten ein Gegenstand der Bestrebung gewesen und es bei den rohesten Wilden noch jetzt ist. Es würde aber in der That doch befremden müssen, wenn sich bei der Züchtung die Aufmerksamkeit nicht sofort auf die Erblichkeit der so auffälligen guten und schlechten Eigenschaften gelenkt hätte.

     In jetziger Zeit versuchen es ausgezeichnete Züchter durch planmässige Wahl, mit einem bestimmten Ziel im Auge, neue Stämme oder Unterrassen zu bilden, die alles bis jetzt bei uns Vorhandene übertreffen sollen. Für unseren Zweck jedoch ist diejenige Art von Züchtung wichtiger, welche man die unbewusste nennen kann und welche ein Jeder in Anwendung bringt, der

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_040.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)