Seite:De Entstehung der Arten 1860 (Darwin) 263.jpg

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Falle sogar unter sich geliefert. Diess ist durch Hrn. Eyton bewirkt worden, der zwei Bastarde von gleichen Ältern aber verschiednen Bruten erzog und dann von beiden zusammen nicht weniger als acht Nachkommen aus einem Neste erhielt. In Indien dagegen müssen die durch Kreutzung gewonnenen Gänse weit fruchtbarer seyn, indem zwei ausgezeichnet befähigte Beurtheiler, nämlich Hr. Blyth und Capt. Hutton, mir versichert haben, dass dort in verschiedenen Landes-Gegenden ganze Heerden dieser Bastardgans gehalten werden; und da Diess des Nutzens wegen geschieht, wo die reinen Stamm-Arten gar nicht existiren, so müssen sie nothwendig sehr fruchtbar seyn.

     Neuere Naturforscher haben grossentheils eine von Pallas ausgegangene Lehre angenommen, dass nämlich die meisten unsrer Hausthiere von je zwei oder mehr wilden Arten abstammten, welche sich seither durch Kreutzung vermischt hätten. Hiernach müssten also entweder die Stamm-Arten gleich anfangs ganz fruchtbare Bastarde geliefert haben oder die Bastarde erst in späteren Generationen in zahmem Zustande ganz fruchtbar geworden seyn. Diese letzte Alternative scheint mir die wahrscheinlichere, und ich bin geneigt an deren Richtigkeit zu glauben, obwohl sie auf keinem direkten Beweise beruhet. Ich nehme z. B. an, dass unsre Hunde von mehren wilden Arten herrühren, und doch sind vielleicht mit Ausnahme gewisser in Süd-Amerika gehaltenen Haushunde alle vollkommen fruchtbar miteinander; aber die Analogie erweckt grosse Zweifel in mir, dass die verschiedenen Stamm-Arten derselben sich anfangs freiwillig mit-einander gepaart und sogleich ganz fruchtbare Bastarde geliefert haben sollen. So liegt auch Grund zur Annahme vor, dass unser Europäischer und der Indische Büffel-Ochse fruchtbar miteinander seyen, obwohl ich sie nach den von Blyth mir mitgetheilten Thatsachen für zwei verschiedene Arten halten muss. Bei dieser Ansicht von der Entstehung vieler unsrer Hausthiere müssen wir entweder den Glauben an die fast allgemeine Unfruchtbarkeit einer Paarung verschiedener Thier-Arten miteinander aufgeben oder aber die Sterilität nicht als eine unzerstörbare, sondern

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_263.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)