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aus welchen in seiner eignen Gegend kein Denkmal übrig ist, sich grosse Schichten-Stösse voll neuer und eigenthümlicher Lebenformen anderweitig aufeinander gehäuft haben. Und wenn man sich in jeder einzelnen Gegend kaum eine Vorstellung von der Länge der Zwischenzeiten zu machen im Stande ist, so wird man glauben, dass Diess nirgends möglich seye. Die häufigen und grossen Veränderungen in der mineralogischen Zusammensetzung aufeinander-folgender Formationen, welche gewöhnlich auch grosse Veränderungen in der geographischen Beschaffenheit des umgebenden Landes unterstellen lassen, aus welchem das Material zu diesen Niederschlägen entnommen ist, stimmt mit der Annahme langer zwischen den einzelnen Formationen verflossener Zeiträume überein.

     Doch kann man, wie ich glaube, leicht einsehen, warum die geologischen Formationen jeder Gegend fast unabänderlich überall unterbrochen sind, d. h. sich nicht ohne Zwischenpausen abgelagert haben. Kaum hat eine Thatsache bei Untersuchung viele Hundert Meilen langer Strecken der Süd-Amerikanischen Küsten, die in der jetzigen Periode einige Hundert Fuss hoch emporgehoben worden sind, einen lebhafteren Eindruck auf mich gemacht, als die Abwesenheit aller neueren Ablagerungen von hinreichender Entwickelung, um auch nur für eine kurze geologische Periode zu gelten. Längs der ganzen West-Küste, die von einer eigenthümlichen Meeres-Fauna bewohnt wird, sind die Tertiär-Schichten so spärlich entwickelt, dass wahrscheinlich kein Denkmal von verschiedenen aufeinander-folgenden Meeres-Faunen für spätre Zeilen erhalten bleiben wird. Ein wenig Nachdenken erklärt es uns, warum längs der fortwährend höher steigenden West-Küste Süd-Amerikas keine ausgedehnten Formationen mit neuen oder mit tertiären Resten irgendwo zu finden sind, obwohl nach den ungeheuern Abtragungen der Küsten-Wände und den Schlamm-reichen Flüssen zu urtheilen, die sich dort in das Meer ergiessen, die Zuführung von Sedimenten lange Perioden hindurch eine sehr grosse gewesen seyn muss. Die Erklärung liegt ohne Zweifel darin, dass die litoralen und sublitoralen Ablagerungen beständig wieder weggewaschen werden, sobald sie

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_297.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)