Seite:De Entstehung der Arten 1860 (Darwin) 339.jpg

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Zeugnisse unserer besten Paläontologen oft der Fall zu seyn.

     So scheinen sich mir, nach der Theorie gemeinsamer Abstammung mit fortschreitender Modifikation die wichtigsten Thatsachen hinsichtlich der wechselseitigen Verwandtschaft der erloschenen Lebenformen zu einander und zu den noch bestehenden Formen in genügender Weise zu erklären. Nach jeder andern Betrachtungs-Weise sind sie völlig unerklärbar.

     Aus der nämlichen Theorie erhellt, dass die Fauna einer grossen Periode in der Erd-Geschichte in ihrem allgemeinen Charakter das Mittel halten müsse zwischen der zunächst vorangehenden und nachfolgenden. So sind die Arten, welche im sechsten grossen Schichten-Stocke unsres Bildes vorkommen, die abgeänderten Nachkommen derjenigen, welche schon im fünften vorhanden gewesen, und sind die Ältern der noch weiter abgeänderten im siebenten; sie können daher nicht wohl anders als nahezu das Mittel zwischen beiden halten. Wir müssen jedoch hiebei im Auge behalten das gänzliche Erlöschen einiger früheren Formen, die Einwanderung neuer Formen aus andern Gegenden und die beträchtliche Umänderung der Formen während der langen Lücke zwischen zwei aufeinander-folgenden Formationen. Diese Zugeständnisse berücksichtigt, muss die Fauna jeder grossen geologischen Periode zweifelsohne genau das Mittel einnehmen zwischen der vorhergehenden und der folgenden. Ich brauche nur als Beispiel anzuführen, wie die Fossil-Reste des Devon-Systems die Paläontologen zu dessen Aufstellung veranlasst haben, als sie deren mitteln Charakter zwischen denen des darunter-liegenden Silur- und des darauf-folgenden Steinkohlen-Systems erkannten. Aber nicht jede Fauna muss dieses Mittel genau einhalten, weil die zwischen aufeinander-folgenden Formationen verflossenen Zeiträume ungleich lang seyn können.

     Es ist kein wesentlicher Einwand gegen die Wahrheit der Behauptung, dass die Fauna jeder Periode im Ganzen genommen ungefähr das Mittel zwischen der vorigen und der folgenden Fauna halten müsse, darin zu finden, dass manche Sippen Ausnahmen von dieser Regel bilden. So stimmen z. B., wenn man

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_339.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)