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ironisch sprechen; je mehr Zeit verging, in der sie ihn nicht sah, desto unerträglicher ward ihr’s, dergleichen auch nur zu hören von Andern. Adolf wurde immer mehr zu dem zweiten Adolf, für den sie empfindlich, besorgt, ja zärtlich war wie für Niemand sonst. Sie traute ihm die merkwürdigsten Eigenschaften zu, war auch überzeugt, daß einzig eine leidige Verkettung von Umständen ihn bis jetzt verhindert hatte, sich in „seinem waren Licht“ zu zeigen. Adelheid zog sich offenbar von ihr zurück, Mama Severin sogar sprach mit ärgerlichem Antheil von Rothermunds Liebenswürdigkeit. Sie hatte die zerstreute Familie besucht und zwei von ihnen zu Hause erwischt, aber das gab einem gleich einen Begriff, – einen Begriff – – und überhaupt dieser solide Luxus! Was sie am meisten freute, war, daß Leute wie die, die so dastanden, alle Kleider im Hause schneidern ließen! Denke Dir, Angelas und Marys Ballkleider! Auch August war entzückt davon; er konnte stundenlang von Rothermunds erzählen hören, die kleinsten Einzelheiten, wie sie die scharfen Blicke von Mutter und Tochter in ihr Gedächtniß notirt hatten.

Annita war ganz allein mit sich und Adolf. Wie er wuchs und sich verschönte von Tag zu Tage! Sogar äußerlich. Es war offenbar ein Irrthum, daß er dick sein sollte. Wer war nur auf diesen Unsinn verfallen? Er hatte im ganzen eine ungemein interessante Erscheinung, wie es eben selbstverständlich war für

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/268&oldid=- (Version vom 19.8.2019)