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wie der Mensch erscheint: ‚Ein Mann und König der Natur, – die Gattin hold und anmuthsvoll‘, war es ihnen ganz wunderlich ergangen, beiden gleich, wie sie sich’s nachher gestanden. Da hatte sich in den Augen der Frau der bescheidene Chorist zur Verkörperung stolzer Manneswürde, die blasse, nervöse Klavierlehrerin in den Augen des Mannes zum Inbegriff aller weiblichen Huld verklärt, und wie dann Adam und Eva in das entzückte, staunende Stammeln ausbrechen über die große Welt, ‚so groß, so wunderbar‘ und sich kein Ende wissen des anbetenden Wunderns, da hatte ihre Freude und ihr Staunen leise wiedergeklungen in den Herzen der beiden Hörer, die sich nicht wieder erkannten in diesem Sturm von Jugendgefühlen, den sie längst hinter sich zu haben meinten. Es ward ihnen schnelle, buchstäbliche Wahrheit:

‚Doch ohne Dich, was wäre mir
Der Morgenthau,
Der Abendhauch,
Der Früchte Saft,
Der Blumen Duft!‘

Sie waren im Paradiese mit Adam und Eva, in kindlicher Gluth und Dankbarkeit, und als sie heimgingen, sprachen sie zwar keine Silbe, aber ihre Hände hatten sich verschlungen, und die Erklärung war gemacht. Von diesem Abend an betrachteten sie sich als Brautpaar, und sechs Wochen später ließen sie sich ganz

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/301&oldid=- (Version vom 31.7.2018)