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begins at home“ und ist doch die einzige im Haus, die fortwährend auf das Mädchen schilt und sich wundert, daß klein Frieda noch nicht so still sitzen mag wie sie. Na, wir haben sie aber auch oft schön geärgert, und Du mit, eben fällt es mir ein. Als Du das letzte Mal mit Deiner Mama bei uns warst und wir fortwährend vor Tantes Sopha auf und ab marschierten und „Bickbeern, blaue Bickbeern! Stint! labennige Stint!“ dazu brüllten! Tante hielt sich die Ohren zu und gab uns sogar Püffe, aber wir wollten uns todtlachen und schrieen immer mehr. Man ist doch grausam unartig als Kind. Und wir waren gar nicht mal so klein, Du schon zwölf und ich neun, aber warum nannte sie uns auch immer „abscheuliche Gören“, wenn sie allein mit uns zu Haus bleiben mußte – Lieber Axel! Ich muß mein Lehrerinnen-Examen machen, frage mich nicht, wieso, ich muß! Was ich aber von Dir wissen möchte, ist, ob ich mich wohl selber darauf vorbereiten kann. Ich meine allein. Denn ins Seminar gibt Papa mich nicht, er sagt, ich sei nicht kräftig genug und viel zu unruhigen Sinnes, um später als Lehrerin einen Beruf auszuüben. Mein Beruf seien meine kleinen Geschwister, dann die Verschönerung des Hauses durch Heiterkeit und Dienstwilligkeit gegen Jedermann! Und dann citirt er mir: „dienen lerne beizeiten“ u. s. w., daß ich schon manchmal gedacht habe: lieber großer Göthe, hättest du doch das

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/313&oldid=- (Version vom 31.7.2018)