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nur nicht geschrieben. Seit vorigen Ostern nun habe ich wieder ordentlich zu lernen angefangen, natürlich im Stillen. Papa ist ja darin nett, er wundert sich nicht, wenn ich ihm Bücher aus dem Bord nehme, ohne zu fragen. Neulich, als ich einen Band von Ranke wieder hineinstellte, hat er sogar geschmunzelt. Ich war so glücklich darüber, ich wäre ihm fast um den Hals gefallen und hätte ihm meine heimlichen Verschwörerpläne gebeichtet. Aber es kam nicht dazu, Papa zeigte mir in der hohlen Hand einen abgerissenen Hemdknopf, sah mich dann strenge an: „Das eine thun, und das andere nicht lassen, mein Kind.“ Na, da wußte ich schon wieder Bescheid! Aber das glaube ich sicher, ehe die Herrenhemden nicht rundum zu sind oder angewebte Knöpfe haben, oder so etwas, werden wir Frauenzimmer nicht frei und glücklich sein. Also, glaubst Du, daß ich es erreiche? Denn ich will nachher wirklich Geld verdienen. Wozu – das kann ich Dir noch nicht sagen, ich fürchte, Du lachst mich aus. Nein, ich will jedenfalls Deine Antwort abwarten. Und noch eine Bitte: Naturwissenschaftliches fehlt ganz in Papas Bilbliothek; wenn Du mir etwa schicken könntest, was Du im Gymnasium gebraucht hast! Und Häckel müßtest Du mir auch schicken, und etwas von Nietzsche, wenn es nicht zu unbescheiden von mir ist! Aber nun kommt das Unangenehmste: Du müßtest mir die Sachen nicht direkt senden. Aber dann wohin?

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/314&oldid=- (Version vom 31.7.2018)