Seite:De Flügel auf Frapan Ilse.djvu/327

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geärgert habe; wenn mich etwas traurig macht, so ist es nur Deine Verständnißlosigkeit. Du vergleichst immer Deine freie Lage mit meiner gebundenen und rechnest Dir Deine Freiheit als Verdienst zu. Was hast Du denn vielleicht bis jetzt gethan, um Dir Deine Freiheit zu erwerben? Gar nichts! es ist alles von selbst gekommen, weil Du ein Mann und kein Mädchen bist. Du kannst Dich in keine andere Person hineinversetzen, kannst nicht Jemand nachfühlen, der durch Liebe gebunden ist. Ach, wie schade, lieber Cousin, daß Du kein Mädchen bist! Wie gut würden wir uns dann verstehen. So aber soll ich, nach Deiner Meinung, plötzlich ein Dragoner werden, nachdem ich doch zwanzig Jahre ein junges Mädchen gewesen bin. Das ist wohl etwas zuviel verlangt. Ich bin Dir sehr böse, daß Du so dumm bist, denn bei Dir ist es nur schlechter Wille. Lieber Axel, kannst Du den Fünfmarkschein auch entbehren? Es heißt doch, die Studenten brauchten immer so viel Geld?

Du, ich habe jetzt schon ordentlich zu ochsen angefangen; wenn ich eine so ganz trockene Beschreibung einer Pflanze lese, sehe ich sie gleich vor mir, und wirklich habe ich schon viele beim ersten Sehen erkannt, obgleich ich nur erst die Gattungscharaktere gelesen. Aber ich möchte tiefer eindringen, möchte mehr, möchte fragen können! Ach, das wird mir doch nie zu Theil, dieses Glück, und Du verspottest mich noch! Wie

Empfohlene Zitierweise:
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/327&oldid=- (Version vom 19.8.2019)