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nicht werth, obgleich Du meine Tochter bist.“ Ach, es ist ja möglich, daß auch ich der rechten Liebe nicht fähig bin. Ganz glücklich kann ich erst wieder sein, wenn ich höre, daß er eine Bessere gefunden hat, die sich nicht gegen ihn auflehnt. Seit diesem traurigen Erlebniß halte ich meine Erfahrungen so ziemlich für abgeschlossen, ich komme mir manchmal schon sehr furchtbar alt vor. Jetzt, in der letzten Zeit, fange ich an, neu aufzuleben.

Wenn nur die Zusammenstöße mit Mama nicht wären. Jetzt kommt es immer über Bücher her, die ich lobe und die Mama dann sofort entsetzlich findet. Darwin nennt sie den Affenmenschen, dem man es schon vom Gesicht ablesen könne, weshalb er nun alle Leute von den Affen wolle abstammen lassen. Ich gab mir Mühe neulich, ihr zu erklären, wie schön und erhebend der Gedanke sei, daß der Mensch sich von niederer Stufe zur höheren entwickelt habe; da fragte sie heftig: „Was weißt Du davon? Hast Du etwa Darwins Bücher gelesen?“ „Ja,“ sagte ich unvorsichtig, „und ich bin ganz begeistert davon.“ O, Axel, was gab es da für einen Lärm! Mama schlug auf den Tisch, Tante kam mit dem Plätteisen aus ihrer Stube, das Mädchen lief herein, und endlich trat Papa aus dem Studirzimmer und sagte bleich vor Aufregung, ob das eine Scene für ein friedliches Pastorenhaus sei. Ich wollte Papa zum Schiedsrichter aufrufen,

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/337&oldid=- (Version vom 19.8.2019)