Seite:De Flüssige Kristalle Lehmann 65.jpg

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folgen (Fig. 147 a, b), doch hängt der Sinn der Drehung nicht mit der Stromrichtung zusammen und sehr häufig bilden sich solche verdrehte Myelinformen auch ganz ohne Einwirkung eines elektrischen Stromes. Auch wellenförmige Gebilde wie Fig. 148 oder zylindrische Spiralen können sich bilden und nicht selten tritt Gabelung ein (Fig. 149), wobei einer der Äste sich um die anderen herumwickeln oder sich zu einer scheiben- oder glockenartigen Form entwickeln kann, so daß manchmal von selbst wirre Knäuel am Ende einer geraden sonst regelmäßigen Myelinform auftreten oder eine Serie gegeneinander verdrehter Platten oder Schalen (Fig. 150a, b) entsteht.

     Unterbricht man den Strom, so zeigen die Myelingebilde ein Bestreben, sich zusammenzuziehen, noch mehr bei Umkehr des Stromes, doch kann auch bei andauerndem Strom Kontraktion oder Streckung eintreten und nicht selten beobachtet man, daß von einer Anzahl paralleler annähernd gleicher Myelinformen einzelne sich zusammenziehen,

Fig. 151., Fig. 152.

während dicht daneben befindliche sich ausdehnen, ja, es kann bei ein und derselben Myelinform an einzelnen Stellen Zusammenziehung, an anderen Ausdehnung eintreten, so daß z. B., wie Fig. 151a durch die Pfeile andeutet, durch ein zylindrisches Stück getrennte Abplattungen, glockenförmige Auswüchse oder ausgebogene Stellen aufeinander zuwandern und sich schließlich vereinigen oder eine weit ausgezogene Spirale sich zu einer dicht gewundenen zusammenzieht (Fig. 151b).

     Sehr interessant ist die plötzliche Gestaltänderung solcher Myelinformen bei Ammoniumoleathydrat, wenn die Temperatur unter –  6° sinkt, wobei die Substanz in eine steifere flüssig-kristallinische Modifikation übergeht und zwar ohne Änderung der Molekularanordnung. Die gekrümmten Myelinformen strecken sich gerade, wodurch sich zickzackförmige Aneinanderreihungen von Zylindern ergeben (Fig. 152a, b). Beim Erwärmen über – 6° tritt sofort wieder Rückumwandlung in die frühere Modifikation ein, die