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An Phöbos.

O Phöbos, dir bring’ ich zum Festaltare,
 Der alten Heimath meiner Traumeslust,
Mit neuem Epheu im geschmückten Haare
 Die Lenzesgaben einer Dichterbrust.

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Vergessen sei der Kampf umwölkter Stunden,

 Vergessen sei trostloser Sehnsucht Pein!
Dein Sonnenauge macht mein Herz gesunden,
 In all mein Fühlen zieht der Frühling ein.

So steh’ ich denn nach langen Kümmernissen,

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 Du Heilender, in deinem Heiligthum.

Du gabst mir wieder, was du mir entrissen –
 Verhüllter Gott, ich frage nicht: warum?

Doch sollt’ auch dies erneute Liederleben
 Vergeh’n, wie mir der alte Traum zerfloß, –

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Dann raube mit der Kraft mir auch das Streben,

 Dann nimm die Pfeile, Pythios!

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)