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„Die du suchest,

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Sind längst gestorben,

Längst begraben,
Längst vergessen.
Mir erzählte man einst
Als Ammenmärchen

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Von der irrsinnigen Braut,

Deren Bräutigam verschollen im Walde.
Dort in der Gasse
Steht noch ihr Haus,
Draußen am Thalend’

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Find’st du die Gräber.“

Da griff ich mir schwindelnd
An die brennende Stirne, –
Und sie war kahl und furchenvoll,
Meine Hand so welk,

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Mein Bart schneeweiß und wallend.

Da ging ich stumm
Aus der fragenden Menge,
Am Hause vorüber,
Wo du geweilet,

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Wo ich noch gestern

Gluthenberauscht
An mein wildes Herz geschwungen
Deine süße Gestalt,
Gesogen von deinen Lippen

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Den Hauch der ewigen Liebe.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)