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Die Verlassene.

Ob er wohl in der Welt so weit
     Noch manchmal mein gedenkt,
Wenn ihn in Liebesseligkeit
     Sein holdes Weib umfängt?

5
Wenn sie ihm nach des Tages Drang

     Sein Kind entgegenhält,
Umweht ihn nicht ein sanfter Klang
     Aus ferner Blumenwelt?

O könnt’ ich leicht wie Wolkenschaum

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     Durch seinen Schlummer weh’n,

Und wie ein alter, schöner Traum
     In’s liebe Herz ihm seh’n!

Ich wollt’ ihm wie ein Engel leis
     Weghauchen Reu’ und Schmerz, –

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Und eine Thräne still und heiß

     Hinweinen auf sein Herz.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)