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Vorbei, vorbei, ihr Erkerthore!
     Erkennt ihr mich, ihr alten Gassen?
Ihr seid mir treu und hold geblieben,

20
     Mein Lieb, das hat mich längst verlassen.


Und durch des Volkes ems’ge Schaaren,
     Da schnauben stolze Berberrosse,
Ein hohes Weib mit bleichen Wangen
     Sitzt düster in der Staatskarrosse.

25
Ihr grauer, gichtgekrümmter Gatte

     Lehnt laß und mürrisch ihr zur Seiten;
Ihr Haupt ist auf die Hand gesunken, –
     Denkt sie vielleicht vergang’ner Zeiten?

Ich stand noch thränentrüb am Wege,

30
     Da sie schon längst vorbeigefahren. –

Wer denkt wohl von uns beiden Menschen,
     Daß wir zusammen glücklich waren?

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)