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Rückwärts senket sich mehr und mehr der schimmernde Nacken,
Ueber das schwimmende Aug’ bebet die Wimper herab.

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Und es lächelt dein Mund lustbange ein bräutliches Lächeln,

Aber mein Arm umschmiegt heißer dein schlagendes Herz.
Auf nun, Donner und sausender Wind! Erhebet das Brautlied!
Wirbelt im flammenden Sturm unsere Seelen hinweg! –
Lang ausathmet die Brust, es lösen sich Sehnen und Glieder;

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Aber der Regen verrauscht, aber der Donner verhallt.

Und vom Lager stemm’ ich mich auf, du liegst noch so stille,
Und ich hebe vom Pfühl sanft dein erglühendes Haupt.
Weinest du, lächelndes Kind, und flüchtest mir scheu an den Busen?
Sinke nur, süße Gestalt, eng an mein jubelndes Herz!

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Auf das Fenster! Wie kühl! Es tröpfeln Laube und Giebel,

Ferne dampfet der Wald, Silber verdunstet die Luft.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)