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Da kränzte noch die Woge den blühenden Inselrund[1]
Das war zu Worms am Rheine, im frohen Land Burgund.

Erstorben sind die Rosen, der Garten ist verödet,

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Die kühnen Degen liegen im fremden Land getödtet,

Die Königsrose welkte, Chriemhild, die hohe Maid,
Die süßen Frauen starben in blut’gem Herzeleid.

Du maienfrohes Eiland, du sankst in bitt’rem Harme
Dem Rhein, dem stolzen Buhlen, aus seinem kühlen Arme;

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Du hast mit Staub bestreuet Dein[ws 1] blumiges Gewand;

Nur dünne Waldung sprießet aus dem verkiesten Strand.

Und drüben über’m Rheine, da sind die Königshallen
Nach blut’gen Flammennächten in Schutt und Rauch zerfallen;
Es braust im trotz’gen Dämpfer der Geist der neuen Zeit

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Vorüber an dem Grabe versunk’ner Herrlichkeit.

  1. Der Rheinarm, der die Insel vom rechten Ufer trennte, ist in neuerer Zeit versumpft.
  1. Scan: mein. Druckfehler, s. S. 261
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Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)