Seite:De Gedichte (Hertz W) 096.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 An den Geliebten.

Wie ist es nur so bald geschehen,
     Daß ich dir, Mann, mein Alles gab?
Darf ich dir in die Augen sehen,
     Und wendest du dein Haupt nicht ab?

5
O laß mich ruh’n in deinen Armen!

Dein Blick ist hold und voll Erbarmen.

Gewiß, du hältst es nicht für Sünde,
     Daß ich dich liebe, theurer Mann!
Denkst Böses nicht von deinem Kinde,

10
     Das dir nun nichts mehr geben kann.

Hätt’ ich noch mein jungfräulich Leben –
Ach, nochmals würd[1] ich’s dir ergeben!

So hast du ganz mich hingenommen;
     Vorüber ist der Kindheit Scherz.

15
Nun mögen Leid und Schmerzen kommen!

     Du drückst ja schirmend mich an’s Herz.
O daß so hold dein Sinn verbliebe,
Mich werth zu achten deiner Liebe!

  1. Scan: wird. Druckfehler, s. S. 261
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)