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„O komm, du schöner Ritter mein!
Dir schenk’ ich Gold und Edelstein.“

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„„Ich nehme nichts von deiner Hand,

Als Dolch und Kett’ und Purpurband.““

Da reicht sie’s ihm durch’s Fenster schnell:
„Das Thor ist offen, der Gang ist hell.“

Doch er schwingt sie auf’s Roß geschwind

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Und saust davon durch Sturm und Wind. –


Schon färbt ein Grau des Himmels Raum,
In’s Dunkel ragt der Galgenbaum.
     Die Todten reden leise.

Was nahet dort wie Wettergeschoß?

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Das ist Herrn Odin’s weißes Roß.

     Die Todten reden leise.

„Hör’ auf, klein Waltraut, sag’ mir fein:
Kennst du die Drei am Rabenstein?“
     Die Todten reden leise.

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„„O wehe, Herr, die kenn’ ich wohl!

Wie raunen sie so dumpf und hohl?““
     Die Todten reden leise.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)