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Da schrak das Kind zusammen und wurde bleich und roth:

„Hast du noch Zeit zu spielen mit meiner Herzensnoth? –

Und glaubst du selbst, er ist es? – Ich hab’ es gleich gedacht. –
O diese goldnen Locken! O dieser Augen Macht!
Daß ich mich gar nicht wehrte, wenn er mir nur nicht grollt!

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Ach nein doch, gute Amme, er blickt so lieb und hold!“ –


Im Königssaale lärmte das fröhliche Gelag;
Die Schatten wurden länger, und kühler ward der Tag,
Da huben sich die Gäste, das war dem Alten leid,
Er selber gab den Degen zur Grenze das Geleit.

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Ob ihnen von dem Söller ein Gruß noch nachgesandt,

Und lichter Augen Leuchten, – das ist mir nicht bekannt;
Doch als sie Urlaub nahmen an ihres Landes Mark,
Da that der junge König ein Zeichen wunderstark.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)