Seite:De Gedichte (Hertz W) 212.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Er setzt den Becher nieder. Da füllt ihn noch einmal

50
Die Frau mit stärkern Giften und trug ihn in den Saal.

Sinfiötli sah mit Zögern die blutigtrübe Fluth,
Da rief der alte König: „Trink zu, der Trank ist gut!“

Doch wie der Held nun arglos in großen Zügen trank,
Da schwanden ihm die Sinne, daß er vom Stuhle sank;

55
Im Todeskrampf zerdrückt er den Becher in der Hand

Und schleudert ihn ergrimmend hoch an des Saales Wand.

Dann aber ward er stille, und stille war’s im Saal,
Es schauen auf den König die Gäste allzumal;
Der hebt das Haupt des Sohnes, das Haupt ist feucht und schwer;

60
Dann lauscht er lang’ und lange, kein Athem regt sich mehr.


Und als er sah erstorben die herrliche Gestalt,
Das schöne Aug’ erloschen, die Lippe blau und kalt,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)