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Die Wonne seines Alters verkehrt in ew’gen Schmerz,
Da brach im stummen Jammer des alten Königs Herz.

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Er kost des Todten Wange, er schließt den Arm um ihn,

Er trägt ihn durch die Hallen, doch weiß er nicht wohin?
Er trägt ihn ferne Meilen nie rastend fort und fort
Und weinet keine Thräne und spricht kein einzig Wort.

So geht er bis zum Morgen und geht den ganzen Tag,

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Bis daß am späten Abend die Nordsee vor ihm lag.

Er sucht nach einer Fähre hinaus in’s wilde Meer, –
Da ruderte zum Lande ein Ferge schwarz und hehr.

„Gieb mir den schönen Todten! Ich harrte sein schon lang;
Ihm harfen meine Töchter trübholden Grabgesang.“

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Da senkte in den Nachen der König seinen Sohn

Und warf die goldne Krone dazu als Fergenlohn.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)