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Albwin hob sich im Sattel, und seine Lanze flog,

Als sich zu neuem Wurfe der König rückwärts bog.

Tief durch die Kehle wühlte leis krachend sich der Speer, –
Blut brach aus seinem Munde und Röcheln dumpf und schwer;
Noch einmal irrt sein Auge verdämmernd durch die Schlacht, –

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Dann löscht den letzten Schimmer die morgenlose Nacht.


Hoch über den Gefall’nen gieng Albwin’s stolzer Lauf,
Die Helden der Gepiden schrieen jammernd auf;
Dann fochten sie im Schweigen, und sanken auf den Grund
Mit offnen Herzenswunden und mit geschloss’nem Mund.

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In’s Zelt stürmt König Albwin, am Boden kniet die Maid,

Aus ihrem holden Blicke thränet frisches Leid.
„Trittst du so herrlich vor mich, sühnlos verhaßter Mann?
Was bluten deine Hände? O rühre mich nicht an!“

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_224.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)