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Und lieber als von Buße und gläub’ger Christen Noth
Hört er von Rachekämpfen und kühner Recken Tod.

In samischen Schaalen kreiset des Weines dunkle Fluth,
Entflammt der Helden Wangen mit ungewohnter Gluth,

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Und rauher, todeswilder braust der Hünensang; –

Da wirft Albwin den Becher die weite Halle entlang:

„Ihr Schenken und ihr Läufer, ich sag’ euch schlimmen Dank;
Wißt ihr, woraus am ersten Siegesfest ich trank?
Die köstlichste der Schaalen, heut’ kreist sie wohl mit Fug:

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Kunemundes Schädel, der einstens Krone trug.“


Da holten sie die Schaale und füllten sie in Hast;
Sie war am weißen Rande in reines Gold gefaßt.
Der König schlürfte langsam, die Helden sangen fort,
Dann blickt’ er in die Schaale und sprach ein spöttisch Wort:

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)