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„Ich sag’ dir leid’ge Dinge: Er ist ein eitler Thor,

Durch dessen tolles Treiben ich Thron und Reich verlor;
Er rang nach meiner Minne, mein Gatte schuf ihm Noth,
Da warb er einen Helfer und schlug den König todt.

Die Wuth der Longobarden stürzte sich auf ihn;

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Mich glaubte man im Bunde, ich mußte mit ihm fliehn.

Der andre Mordgeselle floh in die weite Welt;
Er folgt mir nach und hält sich zu meinem Hüter bestellt.“

Da flammt des Römers Wange, er faßt sie um den Leib:
„So schaff ihn aus dem Wege und sei mein eh’lich Weib!“

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Nun glüht ihr blaues Auge in wollustweichem Schein:

„Ich bin in deinen Händen, ich kann nicht sagen Nein!“

Als aus dem tiefen Schlafe Helmichis aufgewacht,
Da lag der Saal verlassen in schaurig öder Pracht,
Im Garten tönten Lieder, der Abend war genaht;

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Ihn führten Phrygerknaben in’s hohe Marmorbad.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)