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Einen Ring von Gold und Demant,
Legt ihn auf die Brust des Mädchens,
Und nach einem langen Blicke

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Spricht er mit bewegter Stimme:

„Lebe wohl, du junges Leben,
Süße Last des prächt’gen Lagers!
Schlummerst du in deiner Brautnacht?
Wahrlich dir, o Lust der Augen,

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Giebt der Herr das Glück im Schlummer:

Friede mit dir, Stern von Chaibar!“ –
Vor die Zeltthür trat der Emir,
Und er rief den flinken Sklaven:
„Bringt die köstlichsten Gefässe,

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Bringet Myrrhen her und Narden,

Bringt die herrlichsten Gewande,
Perlenschnüre, Ohrgehänge,
Bringet Gold, soviel ihr traget,
Bringet Wein im schweren Schlauche

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Und zwei bilderschmucke Becher, –

Stellt mir Alles vor das Lager!
Holt dann leise den Gefangnen,
Legt des Jünglings stramme Glieder
Zu des Mädchens weichem Leibe,

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Weckt sie auf mit Brautgesängen! –

Und dann wacht bei eurem Leben,
Daß kein Menschentritt sie störe!“ –
Also sprach der Held Schafara,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_262.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)