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ich dann unendlich viel Wirklichkeit von dir erleben möchte, von deinem unwirklichen und noch weltfernen Dasein.

Bei meinem zweiten Besuch fand ich dich, ein Tabakhäufchen zwischen zwei Fingern zu einer kleinen Kugel drehend, am Schreibtisch deines Vaters, und du stopftest eine kleine japanische Silberpfeife, die du dann rauchtest. Und du lachtest wieder kurz auf, als ich aus dem Nebenzimmer von den andern fortgegangen war, von Tee und Musik, und dich fand. Wie ein Eichhorn in einem Waldbusch versteckt, so kauertest du auf der Ottomane unter dem blauen Nebel des Tabakrauches und ließest dich nicht stören. Du lachtest einmal nur dieses kurze, gestoßene Lachen, und wieder schmerzte durch einen kleinen Ruck mein großes altes Herz, weil du einmal und nicht tausendmal lachen konntest. Weil die Lust so kurz ist, die du anschlägst und auslöschst.

Warum schmerzte aber mein Herz nicht, als du ein andermal am gleichen Schreibtisch, ans Telephon gerufen, mit einem jungen Kameraden lachtest? Er wollte dich mit andern jungen Damen abholen und zum Eisplatz zum Schlittschuhlaufen begleiten. Hinter dir aber stand dein Vater wie ein lang gen die Zimmerdecke

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)