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Straßen surren. Ich fühlte aber dann, wie sich die Häuser auflösten und wie sie ihre Mauern und ihre Steine nach mir warfen. Die ganze große Stadt steinigte meine Brust. Ich stöhnte, und morgens erwachte ich wie zerschlagen. Und mitten am Tage in meiner Arbeit wollte ich ans Telephon gehen. Es war mir, als müßte ich deine Mutter rufen und weiter nichts zu ihr sagen als: „Hilfe, Hilfe!“ wie einer, der ein Unglück sieht und ratlos ist.

Zufällig hörte ich dann später von deiner Mutter, du würdest doch nicht zu jener Theaterprobe gehen. Aber ich glaubte es nicht. Warum glaubte ich es nicht? Warum atmete ich nicht auf? Ich glaubte es nicht, weil du ja doch deine Umwege oder Irrwege gehen mußt, wie wir alle sie gingen, denn keine andern führen ins Leben.

Als ich nach Wochen wieder einmal zu deinem Vater kam, nötigte er mich, zum Mittagessen zu bleiben. Ganz flüchtig sollte der Besuch sein, denn wir hatten nur geschäftlich zu sprechen.

Du warst mit deiner Mutter in der Stadt, und ihr machtet an diesem Tage andere Besuche und wart nicht zum Essen zu Hause.

Dein kleiner Bruder Nickel, der flinke und

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/205&oldid=- (Version vom 31.7.2018)