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und Kater wie buckelige Auswüchse auf den glatten, ausgestreckten Ästen, und manchmal jagte ein Tier das andere, und sie flohen höher in die dunkle Laubkrone. Dann sah Ulrike hinauf und rief: „Miau“. Gleich standen die Katzen still und kauerten sich nieder, denn der Katzenlaut, den das junge Mädchen rief, war verblüffend naturgetreu.

Von meinem erhöhten Standpunkt im Hausflur sah ich auch ein Stück vom Gittertor neben der Gartenmauer, und dort kauerten, aufgereiht wie Kürbisse zum Trocknen, die mumienhaften, großgesichtigen Köpfe jener Zwerge, denen ich vorher auf der Straße begegnet war.

Die Zwerge entdeckte ich aber erst, als der Scheinwerfer vom See für Augenblicke seinen Lichtstrahl in die Gartentiefe hereinwarf.

Daß hier ein Unglück wucherte und in irgendeiner Gestalt aufstehen würde, fühlte ich an der seltsamen Gruppierung der Menschen, der Tiere und der Dinge, die alle von dem magnetischen Wesen Ulrikes angezogen waren. Die Spannung und die Unsicherheit, die diese junge Dame um sich verbreitete, machte, daß alles, was im Garten anwesend war, wie auf einer dünnen Eisfläche lebte, die jeden Augenblick

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/310&oldid=- (Version vom 31.7.2018)