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Als sie zum erstenmal zum italienischen Schriftsteller Fogazzaro kam, war diesem eben sein Kind ertrunken. Als sie vor Jahren zum erstenmal an den Gardasee kam, geschah dort das größte Unglück, das der See je erlebt hatte. Durch Platzen des Dampfkessels eines Vergnügungsdampfers verloren Hunderte von Menschen ihr Leben. Und so wußte sie noch viele Fälle zu berichten. Und sie war gar nicht verwundert, als ich heute den Sonnenstich erlitt. Sie hatte immer eine ganze Hausapotheke bei sich, da sie ja die Begleiterin hundertfacher Unglücke gewesen war.

„Es ist besser,“ sagte ich ihr, „wenn Ulrike bald wieder abreist. Der junge Student ist schon ganz blaß verliebt in sie und sieht krank aus, als ob er in ihrer Nähe ein betäubendes Gas eingeatmet hätte. Und die andern, der Offizier und der Drogist, stolpern über ihre eigenen Beine vor Verwirrtheit, wenn sie sich vor der schönen Ulrike verbeugen sollen. Sie wird auch noch die Zwerge und die Katzen in sich vernarrt machen, die Berge werden umfallen wollen, um zu ihr zu kommen, und der See wird wandern wollen, um ihr nachzulaufen.“

„Daran ist nichts zu ändern,“ sagte die

Empfohlene Zitierweise:
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/316&oldid=- (Version vom 31.7.2018)