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und ich staunte nachträglich noch, wie furchtlos sie eigentlich gewesen war. Das junge Ding schien nur vom Strom der Flüchtlinge mitgerissen worden zu sein. Denn sie nähte, während sie in den Keller stieg, ruhig an ihrer Arbeit weiter.

Nur Ulrike hatte ich nicht aus dem Haus fliehen sehen. Aber ich wußte doch, daß sie in ihrem Zimmer oben war und Siesta hielt. Plötzlich zog sich die Tierzunge, die dünne, tastende und saugende Zungenspitze des Iguanodons, vom Hause zurück und schnellte wie eine zurückgeworfene Leimrute hoch in die Luft, gleichsam, als sei das vorsündflutliche Tier draußen im See tief erschreckt worden.

Mich schüttelten Frost und Kälte. Wie leicht konnte die Zunge jetzt pfeilschnell durch das Geäst des Baumes wieder zurückschießen und mich aus der Hängematte ziehen!

Da aber hörte ich, daß sich ein Fenster im Zimmer Ulrikes öffnete, und ich wollte dem schönen Mädchen zurufen, sie solle fliehen und sich verbergen, als ich sah, wie ein eben solcher Tierkopf, nur viel kleiner als der des Ungeheuers auf dem See draußen, sich aus dem Fenster reckte. Sein Hals wuchs und stand

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/341&oldid=- (Version vom 31.7.2018)