Seite:De Heimatlos (Spyri) 013.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Drittes Kapitel.
Des alten Schullehrers Geige.

Vor der Tür hatten sich Stineli und Rico bald aus dem Rudel herausgemacht und zogen zusammen ihren Weg.

„Hast du vor lauter Staunen nicht mehr mitgesungen, Rico?“ fragte jetzt Stineli. „Ist dir etwa auf einmal der See in den Sinn gekommen?“

„Nein, etwas anderes“, sagte Rico; „ich weiß jetzt, wie man spielt: ‚Ihr Schäflein hinunter‘. Wenn ich nur eine Geige hätte!“

Der Wunsch mußte Rico schwer auf dem Herzen liegen, denn er kam mit einem tiefen Seufzer heraus. Stineli war gleich ganz voller Teilnahme und unternehmender Gedanken.

„Wir wollen eine kaufen zusammen“, rief es plötzlich in großer Freude über die Hilfe, die ihm in den Sinn gekommen war. „Ich habe ganz viele Blutzger von der Großmutter, etwa zwölf; wie viele hast du?“

„Gar keinen“, sagte Rico traurig; „der Vater hat mir ein paar gegeben, ehe er fortging. Aber die Base hat gesagt, ich mache nur unnützes Zeug damit, und hat sie genommen und ganz hoch hinauf in den Kasten gelegt; man kann sie nicht mehr erlangen.“

Aber Stineli ließ sich nicht so bald entmutigen. „Vielleicht haben wir doch genug Geld, und die Großmutter gibt mir schon noch ein wenig“, sagte es tröstend; „weißt

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_013.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)