Seite:De Heimatlos (Spyri) 041.jpg

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habe ich es immer gekannt. Wenn ich aber an Eurer Stelle wäre, so würde ich kein Wörtlein mehr sagen, aber ein wenig nachsinnen, ob das Büblein, dem ein Unglück begegnet sein kann und das vielleicht schon da droben steht vor dem lieben Gott, ob es da niemanden anzuklagen hat, der in seiner Verlassenheit noch schweres Unrecht an ihm getan hat mit bösen Worten.“

Der Base war es schon ein paarmal aufgestiegen, wie Rico sie am Abend angeschaut und gesagt hatte: „Ich kann Euch schon aus dem Wege gehen.“ Sie hatte auch so furchtbar gelärmt, um diese Gedanken zu übertönen. Sie durfte die Großmutter nicht ansehen und sagte, sie müsse gehen, vielleicht sei der Rico doch nun heimgekommen, was sie jetzt gern genug gesehen hätte.

Von dem Tage an sagte die Base nie mehr ein Wort gegen den Rico vor der Großmutter, aber auch sonst nicht mehr viele. Sie glaubte, wie alle anderen Leute auch, er sei tot, und war froh, daß niemand wußte, was er am letzten Abend zu ihr gesagt hatte.

Am Morgen nach der Nachricht ging Stinelis Vater in die Tenne hinaus und suchte eine Stange; er hatte gesagt, er wolle ein paar Nachbarn rufen, man müsse doch den Buben suchen, etwa gegen den Gletscher hinein und oben bei den Rüfenen.

Stineli war ihm nachgeschlichen, und der Vater sagte: „Es ist recht, komm, hilf mir suchen, du kannst besser in die Winkel hinein als ich.“

Erst als eine hohe Bohnenstange gefunden war, sagte es: „Aber, Vater, wenn der Rico vielleicht der Straße nach gegangen wäre, dann könnte er doch in nichts hineingefallen sein?“

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_041.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)