Seite:De Heimatlos (Spyri) 057.jpg

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eilends aus seinem Bett; sein Begleiter stand schon reisefertig da mit dem Stock in der Hand.

Es währte aber gar nicht lang, so stand auch Rico zur Abreise bereit, die Geige im Arm. Erst traten die beiden in die Wirtsstube ein und Ricos Begleiter rief nach Kaffee. Dann ermunterte er den Jungen, er solle nur recht viel davon zu sich nehmen, denn nun komme eine lange Fahrt und eine solche, die Appetit mache.

Als das Geschäft zur Zufriedenheit abgetan war, zogen die Reisenden aus, und nach einer Strecke Wegs kamen sie um eine Ecke herum, und – wie mußte Rico da die Augen auftun – auf einmal sah er einen großen, flimmernden See vor sich, und ganz erregt sagte er: „Jetzt kommt der Gardasee.“

„Noch lange nicht, Bürschlein; jetzt sind wir am Comersee“, erklärte sein Schutzherr. Nun stiegen sie in ein Schiff und fuhren viele Stunden lang dahin. Und Rico schaute bald nach den sonnigen Ufern, bald in die blauen Wellen, und es wehte ihn heimatlich an. – Jetzt legte er mit einem Male sein Silberstück auf den Tisch.

„Was, was, hast du schon zuviel Geld“, fragte der Schafhändler, der, mit beiden Armen auf seinen Stock gestützt, erstaunt dem Unternehmen zusah.

„Heute muß ich bezahlen“, sagte Rico, „Ihr habt's gesagt.“

„Du gibst doch acht, wenn man dir etwas sagt, das ist etwas Gutes; aber sein Geld legt man nicht nur so auf den Tisch, gib mir's einmal her.“

Damit stand er auf und ging, sich nach der Bezahlung umzusehen. Als er aber seinen dicken Lederbeutel hervorzog, der ganz voll solcher Silberstücke war, denn er war

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_057.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)