Seite:De Heimatlos (Spyri) 117.jpg

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Nun mußte Frau Menotti ablenken, ihre Geschichte konnte sie nicht erzählen. Es kam ihr in den Sinn, was Stineli ihr gestern Abend vom Rico gesagt hatte; sie war aber so von ihrer eigenen Sache erfüllt gewesen, daß sie es nicht recht verstanden hatte. Jetzt fing es an, sie ein wenig zu wundern, da es ihr wieder in den Sinn kam.

„Sag einmal, Rico“, fing sie an, „warst du denn früher schon einmal da, daß du den See wiedersehen wolltest, wie mir gestern das Stineli erzählt hat?“

„Ja, wie ich klein war“, sagte Rico, „dann kam ich fort.“

„Wie kamst du denn hierher, als du klein warst?“

„Hier kam ich auf die Welt.“

„Was, hier? Was war denn dein Vater, daß er aus den Bergen hier herunterkam?“

„Er war nicht aus den Bergen, nur die Mutter!“

„Was du sagst, Rico. Dein Vater war doch nicht von hier?“

„Doch, er war von hier.“

„Das hast du alles nicht erzählt, das ist ja so merkwürdig! Du hast doch keinen Namen von hier; wie hieß denn dein Vater?“

„Wie ich hieß er: Enrico Trevillo.“

Frau Menotti fuhr von der Bank auf, als treffe sie ein Anfall.

„Was sagst du da, Rico“, rief sie, „was hast du gerade jetzt gesagt?“

„Meines Vaters Namen“, sagte Rico ruhig.

Frau Menotti hatte nicht mehr zugehört, sie war an die Tür gelaufen.

„Stineli, gib mir ein Halstuch“, rief sie hinein. „Ich

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_117.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)